Eine qualitative und quantitative Studie zur Ermittlung und Bewertung von Nutzungsanforderungen an den Online-Theorieunterricht in Fahrschulen im Rahmen des Projekts brachte spannende Ergebnisse zutage.
In aufeinander abgestimmten Untersuchungen wurden 533 Fahrlehrer*innen und 416 junge Erwachsene zu ihren Erfahrungen mit Online-Theoriefahrschulunterricht im Vergleich zu Präsenz-Unterricht befragt.
Die wichtigsten Ergebnisse
- Fahrschüler*innen finden, dass sie dem Theorieunterricht sowohl online als auch in Präsenz leicht folgen können – sie sehen für sich keinen Unterschied.
- Die These, dass Online-Unterricht hilfreich sei, bejahten Fahrlehrer*innen auf einer Skala von 1 bis 6 mit einem Durchschnittswert von 3,89 (trifft eher zu) und junge Erwachsene mit 4,86 (trifft zu).
- Fahrlehrer*innen schätzen sich selbst so ein, dass es ihnen beim Online-Unterricht nicht so gut gelingt, ihre Schüler*innen zu motivieren wie beim Präsenz-Unterricht. Junge Erwachsene sehen keinen Unterschied.
- Fahrlehrer*innen finden, dass sich ihre Schüler*innen stärker aktiv am Präsenzunterricht als am Online-Unterunterricht beteiligen. Fahrschüler*innen empfinden keinen signifikanten Unterschied – es fällt ihnen beiden Unterrichtsformen gleichermaßen leicht, sich einzubringen.
- Auch für Online-Gruppenunterricht sehen die Schüler*innen keine wesentlichen Nachteile gegenüber dem Präsenz-Unterricht – im Unterschied zu ihren Lehrer*innen.
- Obwohl sich beide Seiten einig sind, dass man beim Online-Unterricht leichter abgelenkt wird, geben Fahrschüler*innen an, dass sie ihm gleich gut folgen können wie dem Präsenzunterricht. Ihre Lehrer*innen sehen eine Diskrepanz.
- Während es Fahrlehrer*innen beim Präsenzunterricht leichter fällt als beim Online-Unterricht, einen persönlichen Draht zu ihren Schüler*innen aufzubauen, sehen diese auch hier für sich keinen Unterschied.
Einordnung
- Eine Tendenz zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Studie: Während Fahrlehrer*innen (ihren) Online-Unterricht in der Regel skeptischer bewerten als (ihren) Präsenzunterricht, sehen Fahrschüler*innen keine signifikanten Unterschiede zwischen Online- und Präsenz-Unterricht. Sogar beim Thema „technische Schwierigkeiten“ urteilen die Schüler*innen milder als ihre Lehrer*innen.
- Fahrlehrer*innen haben also offensichtlich hohe Ansprüche an ihren Unterricht und meinen, dass ihr Online-Unterricht diesen nicht genüge. Kein Wunder, sind sie doch während des Corona-Lockdowns ins kalte Wasser und haben von heute auf morgen ohne Vorbereitungszeit und Erfahrung Online-Unterricht erteilt. Obwohl Fahrschüler*innen heute schon mit dem Online-Unterricht ihrer Fahrlehrer*innen im Großen und Ganzen zufrieden sind, lässt sich doch prognostizieren: Mit mehr Übung, Erfahrung und Routine wird er (noch) besser werden.
- Fahrschüler*innen hatten während des Corona-Lockdowns sehr wenig soziale Kontakte und wurden auch bei ihrer schulischen oder beruflichen Ausbildung ausschließlich online unterrichtet. Es wäre also nachvollziehbar, wenn die Studie eine Sehnsucht zur Rückkehr zum Präsenzunterricht erkennen ließe. Während Universitäten davon berichten, deutet bei den Ergebnissen in Bezug auf den Fahrschul-Theorieunterricht nichts darauf hin.
- Die Umfrage ist eine Momentaufnahme – in einigen Jahren würden die Ergebnisse sicher anders aussehen. Wäre Online-Unterricht weiterhin auch in Nicht-Krisensituationen erlaubt, ließe sich auf die Erfahrungen bauen. Der Unterricht würde (noch) besser und selbstverständlicher – die Lehrer*innen gewännen an Routine.