BDFU-Vorsitzender Rainer Zeltwanger war in Berlin beim Fahrlehrerkongress vor Ort und verteidigte in vielen Einzelgesprächen das Positionspapier des BDFU zur Fahrschülerausbildungsordnung, dessen zentrale Inhalte vom Bundesverkehrsministerium in ein Eckpunktepapier übernommen worden waren.
Schnieder erklärte in seiner Rede auf dem Fahrlehrerkongress erneut, der Führerschein müsse wieder günstiger werden – jedoch ohne Abstriche bei der Qualität der Ausbildung und insbesondere nicht beim Sicherheitsniveau. Dies sei eine anspruchsvolle Aufgabe, der man sich entschlossen stellen wolle. Er betonte, dass die vorgestellten Eckpunkte trotz Kritik aus der Branche zügig umgesetzt werden sollen.
Ein Kernpunkt sei die Flexibilisierung der Theorieausbildung. Künftig solle es keine Pflicht zum Präsenz-Theorieunterricht mehr geben; Lerninhalte könne man sich auch vollständig digital aneignen. Die Pandemie habe gezeigt, wie leistungsfähig digitale Formate seien; auch digitaler Unterricht ermögliche lebendigen Austausch – in virtuellen Klassenzimmern, auf Lernplattformen, in Foren und Live-Sessions. Wenn Angebote didaktisch gut gestaltet seien, entstünden auch im digitalen Raum Gemeinschaftsgefühl und Verbindlichkeit. Gleichzeitig könne individuell und flexibel gelernt werden, angepasst an persönliche Zeitpläne und Fähigkeiten. Es gehe nicht darum, Präsenzunterricht zu verdrängen, sondern Wahlmöglichkeiten zu eröffnen. Jede und jeder solle selbst entscheiden können, welches Format am besten passe. Letztlich entscheide die Nachfrage der Fahrschülerinnen und Fahrschüler.
Man wolle Bürokratie abbauen, so der Minister, und nannte als Beispiel unnötig strenge Vorschriften zu Raumgrößen in Fahrschulen für Präsenzunterricht, die über die Arbeitsstättenverordnung hinausgingen. Deren Kontrolle sei ein erheblicher Aufwand, den man reduzieren wolle. Wer weiterhin einen Lehrsaal vorhalten wolle, könne dies tun – und es werde sicher dafür auch künftig Nachfrage geben. Viele Lernende seien vermutlich froh über hybride Modelle, die ihnen mehr Flexibilität böten.
Unnötig sei auch der große Fragenkatalog für die Theorieprüfung, man wolle ihn um ein Drittel reduzieren. Bei derzeit rund 1.200 Fragen sei dies machbar. Klar sei aber auch, dass die Verkehrssicherheit nicht geschwächt werden dürfe. Ziel sei vielmehr, die Qualität zu erhöhen, indem Fragen klarer, verständlicher und praxisnäher formuliert würden.
Bezüglich der praktischen Ausbildung erklärte Schnieder, der verstärkte Einsatz von Simulatoren könne zu deren Modernisierung beitragen. Viele Fahrschulen nutzten bereits seit Jahren Simulatoren und wünschten sich weitere Einsatzmöglichkeiten. Simulatoren könnten helfen, Grundfertigkeiten im geschützten Raum zu erlernen, komplexe Situationen gefahrlos zu trainieren und Fehler ohne reale Konsequenzen zu analysieren. Die reale Fahrpraxis bleibe selbstverständlich unverzichtbar.
Ob nahestehende Personen in die Fahrausbildung einbezogen werden könnten, wolle man offen diskutieren. Er denke dabei an eine Experimentierklausel mit wissenschaftlicher Begleitung. Ein Blick nach Österreich zeige, dass ein solches Modell – in Zusammenarbeit mit Fahrschulen – funktionieren könne.
Schnieder ging auch auf Bedenken von Teilen der Branche ein, Preise und Durchfallquoten der Fahrschulen online zu veröffentlichen. In einer solchen Transparenz liege eine große Chance, fairer, verbraucherfreundlicher und moderner zu werden. Früher habe man im Bekanntenkreis nach Empfehlungen gefragt; heute informierten sich junge Menschen digital.
Zum weiteren Vorgehen erklärte er, die Vorschläge seien auf der Verkehrsministerkonferenz der Länder vorgestellt worden und hätten dort volle Unterstützung gefunden. Man richte nun eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe von Bund und Ländern ein, die sofort ihre Arbeit aufnehmen solle. Ziel sei es, bis zur nächsten Verkehrsministerkonferenz im März 2026 einen ausgereiften Reformvorschlag zu präsentieren, mit dem man anschließend in das Gesetzgebungsverfahren gehen wolle.
Der Verkehrsminister erinnerte daran, dass jedes Gesetzgebungsverfahren festen Regeln folge und vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten biete. Kein Gesetz verlasse den Bundestag in derselben Form, in der es eingebracht worden sei; es gebe immer Raum für Anpassungen und Diskussionen.
Zum Abschluss betonte Schnieder, die Arbeit der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer sei unverzichtbar. Sie werde weder ersetzt noch geschwächt, sondern durch neue Möglichkeiten unterstützt und weiterentwickelt. Gleichzeitig erhielten Fahrschulen größere Freiheit in der Auswahl ihrer Methoden zur Vermittlung theoretischer und praktischer Inhalte. Er zeigte sich überzeugt, dass man einen Weg finden werde, der die Kosten für den Pkw-Führerschein senke und gleichzeitig die Qualität der Ausbildung weiter steigere.